Vorstellung:
Vor 20 Jahren hat Stefan Waldhauser eine Software-Firma gegründet die er schließlich 2013 ins Silicon Valley verkaufte.
Heute ist er Vollzeit-Investor und setzt vor allem auf stark wachsende Technologieunternehmen. Seinen Investment-Ansatz könnte man dabei auch als modernen Value-Ansatz bezeichnen.
Seine Erfahrungen und Kontakte aus dem Silicon Valley nutzt er dabei u.a. für ein wikifolio das er führt, sowie für den Fonds „The Digital Leaders Fund“ zu dessen Gründungsteam er gehört.
Disclaimer: Sowohl Stefan Waldhauser als auch Lukas vom Cashcocktail-Team sind in die Twitter-Aktie persönlich investiert. Die in der Folge dargestellten Inhalte sind lediglich die Meinung der zwei o.g. Personen und stellen keine Anlageempfehlung dar.
Interview
CC: Seit wann hast du die Twitter-Aktie in deinem Portfolio und wie hat sich deine Position verändert?
Stefan Waldhauser: Im März 2020 habe ich zu ca. 25€ investiert und wenige Monate später nochmal zu 28€ nachgekauft.
CC: Ich bin ebenfalls Twitter-Investor und habe vor allem deshalb investiert, weil das Unternehmen über Jahre seine Position neben anderen sozialen Netzwerken gefunden und gefestigt hat. Dies bietet für mich auf der einen Seite eine Sicherheit, dass es sich nicht um einen kurzfristigen Hype handelt. Auf der anderen Seite hat Twitter meiner Meinung nach noch viel Potenzial bei der Monetarisierung. Was sind für dich die entscheidenden Gründe für ein Twitter-Investment?
Stefan Waldhauser: Das ist schonmal ganz richtig. Die Positionierung als vielleicht wichtigster Nachrichtenkanal der Medienwelt ist super. Potenzial sehe ich auch im möglichen Zusammenschluss mit einem echten Medienunternehmen aus der Old Economy wie CNN. Ich denke auf sowas könnte es hinauslaufen.
Allgemein sehe ich hier noch sehr viel Potenzial für Geschäftsmodelle unabhängig von der Werbung. Auch durch einen CEO-Wechsel könnte ich mir einen größeren Kurssprung vorstellen.
CC: Um den CEO geht es auch direkt bei der nächsten Frage. Gründer Jack Dorsey hat mit Square und Twitter zwei milliardenschwere Unternehmen gegründet und ist bei beiden „Teilzeit-CEO“. Bewertest du diese Konstellation positiv oder wäre dir ein „Vollzeit-CEO“ lieber?
Stefan Waldhauser: Ich denke Twitter ist aktuell nicht gut geführt. Viele Dinge dauern hier z.B. in der Softwareentwicklung zu lange. Dorsey ist ein toller Visionär aber Twitter benötigt jetzt eher einen „Edelkümmerer“ wie ich gerne sage, also jemanden der einfach mal die Dinge abarbeitet.
Ich finde die aktuelle Konstellation als Teilzeit-CEO also nicht gut.
CC: Wo abgesehen von der CEO-Position, siehst du bei Twitter noch Luft nach oben?
Stefan Waldhauser: In den Bereichen der neuen Geschäftsmodelle rund um E-Commerce, Subskriptionsprodukte sowie Performance Marketing.
CC: Du bist selbst seit Jahren aktiver Twitter-Nutzer. Inwiefern hat das dein Investment beeinflusst?
Stefan Waldhauser: “Know what you own and Know why you own it” ist einer meiner Lieblingszitate des berühmt gewordenen Fondsmanagers Peter Lynch. Es ist immer gut, wenn man auch das Produkt kennt und versteht, bevor man in eine Aktie investiert. Ich tue mich immer sehr schwer damit in Unternehmen zu investieren, wenn ich deren Produkte nicht mag. Im Fall von Twitter schätze ich das Produkt sehr, bin also als Investor durchaus voreingenommen.
CC: In deiner eigenen Investment-Strategie spielt das Enterprisevalue/Sales Verhältnis eine große Rolle. Kannst du ganz kurz erklären was es damit auf sich hat?
Stefan Waldhauser: Ich investiere immer dann, wenn ich glaube, dass ein Unternehmen in der realen Welt – außerhalb der Börse – mittelfristig deutlich wertvoller sein wird als seine Bewertung, zu der es aktuell an der Börse gehandelt wird. Zur Messung der Bewertung einer Aktie betrachte ich nicht unbedingt das Kurs-Gewinn-Verhältnis, sondern mir ist ein Umsatzmultiplikator gerade bei der Betrachtung von High-Growth-Unternehmen wichtiger.
Meine Strategie in wenigen Sätzen hier zu erklären würde wohl zu weit führen, die interessierten Leser können das gerne in meinem Blog nachlesen.
CC: Was sagt dir das Enterprise-Value-Sales Verhältnis bei Twitter?
Stefan Waldhauser: Auf Basis der Umsätze der letzten 12 Monate liegt das Verhältnis hier etwa bei 11. Zu meinem Einstieg war die Aktie noch deutlich günstiger zu haben, aber im Vergleich zu anderen Technologieaktien und unter Berücksichtigung der Umsatzschwäche in der Corona-Krise ist das wohl nach wie vor noch nicht zu teuer.
CC: Ich investiere gerne in Werte, von denen ich glaube, dass diese mittelfristig dadurch profitieren könnten, dass sie in das Blickfeld einer größeren Anlegerschar rücken könnten. Im Optimalfall sogar ein Hype. Bei Twitter könnte dies meiner Meinung nach passieren, wenn das Unternehmen einen neuen Weg in der Monetarisierung geht. Machst du deine Investments und Positionsgrößen wirklich fast ausschließlich an deinen Kennzahlen fest oder beziehst du auch solche Überlegungen mit ein?
Stefan Waldhauser: Kennzahlen sind sehr wichtig, aber längst nicht alles. Mein Investment-Case besteht immer aus der Überlegung, dass das Unternehmen in einigen Jahren deutlich mehr wert sein wird. Im Falle Twitter führen neue Wege der Monetarisierung mittelfrisitg dann auch zu besseren Kennzahlen. Aber ich bin kein reiner Kennzahlen-Investor auch wenn das oft geglaubt wird wohl weil ich von meiner Ausbildung her ursprünglich Wirtschaftsmathematiker bin.
CC: Nach der Sperrung des Kontos von Donald Trump gab die Aktie deutlich nach. Für mich wäre das, wenn ich nicht bereits investiert wäre, eine Kaufgelegenheit. Ist für dich dieser Rücksetzer prinzipiell auch eher eine Möglichkeit für einen Nachkauf oder beeinflusst das auch deine langfristige Meinung?
Stefan Waldhauser: Ich denke Twitter hat hier das einzig richtige gemacht. Die langfristige Investment-Story ist für mich davon nicht beeinflusst.
CC: Twitter ist auch eine eurer Top 10 Positionen im Portfolio von The Digital Leaders Fund. Noch höher gewichtet ist dort Pinterest. Eine Aktie für die ich persönlich einen ähnlichen Investment-Case bezüglich des Potenzials bei der Monetarisierung sehe. Wie würdest du Pinterest kurz im Vergleich zur Twitter-Aktie einstufen?
Stefan Waldhauser: Pinterest ist 2020 natürlich noch viel besser gelaufen als Twitter. Ich denke die Vervielfachung der Bewertung ist hier etwas zu schnell gegangen. Das EV/Sales Verhältnis liegt hier aktuell bei 30. Die Aktie ist damit jetzt viel teurer als noch vor einem Jahr. Zum aktuellen Kurs würde ich mich mit Pinterest schwertun, weil die Aktie sich in einer Konsolidierung jederzeit halbieren könnte nach dieser Rallye. Langfristig bin ich aber auch hier bullish und von der Entwicklung des Unternehmens überzeugt.
CC: Du sagst gerne, du richtest dein Investment darauf aus, dass das Unternehmen, in das du investierst, in einigen Jahren besser dasteht als heute. Wo siehst du das Unternehmen und den Kurs von Twitter in 5 Jahren?
Stefan Waldhauser: Konkrete Kursziele wirst du von mir nicht hören. Ich denke der Kurs wird deutlich höher stehen als heute. Twitter wird einen neuen CEO haben und anders aufgestellt sein. Damit meine ich, dass sie vor allem unabhängiger sind von der Werbung.
CC: Zum Abschluss noch eine allgemeine Marktfrage: Wie siehst du den Tech-Markt die nächsten 1-2 Jahre?
Stefan Waldhauser: Aktuell tanzen wir auf dem Vulkan. Im Tech-Bereich sind die allermeisten Firmen so hoch bewertet, dass ich fast gar nicht mehr investiert sein dürfte, wenn ich die Bewertungsmaßstäbe von vor wenigen Jahren anlege. Aber die Zeiten haben sich geändert, die Aktienmärkte hausieren vor allem aufgrund der Niedrigzinsen und der Geldschwemme nicht zuletzt durch die Corona-Krise ausgelöst.
Ich erwarte mittelfristig einen größeren Einbruch am Aktienmarkt. Wann der kommt kann kein Mensch sagen. Daher ist nicht zu investieren auch keine Alternative. Mit Qualitätsaktien im Depot wird man auch einen Crash gut überstehen, wenn man Vertrauen in seine Strategie hat. Dann hilft natürlich auch die Erfahrung aus früheren Krisen.
Hinweise:
Die Strategie von Stefan Waldhauser (High-Growth-Investing-
Beim aktien.guide*, den wir bei cashcocktail auch nutzen werden über 6000 Aktien nach der High-Growth-Investing-
Das hilft euch vor allem beim Stock-Picking von Wachstums-Unternehmen.
Dazu bekommt ihr beim aktien.guide noch den Levermann-Score, eine Strategie zum Filtern von Qualitätsaktien der von der Fondsmanagerin Susan Levermann stammt.
*über den Link kannst du dich kostenlos dort anmelden. (Affiliate Link)